Wie fängt man einen Löwen in der Wüste?
Um dieses Problem bewältigen zu können, geben wir hier einige
Lösungsvorschläge:
Die geometrische Methode
Man stelle einen zylindrischen Käfig in die Wüste:
- Fall 1:
- Der Löwe ist innerhalb des Käfigs.
Der Fall ist trivial.
- Fall2:
- Der Löwe ist außerhalb des Käfigs.
Dann stelle man sich in den Käfig und führe eine Inversion
an den Käfigwänden durch. So gelangt der Löwe in den
Käfig und man selbst nach draußen. Man achte darauf,
daß man sich nicht in die Mitte des Käfigs stellt, da man
sonst in der Unendlichkeit verschwindet.
Die Projektionsmethode
Ohne Beschränkung der Allgemeinheit nehmen wir an, daß die
Wüste eine Ebene ist. Wir projizieren nun diese Ebene auf eine Gerade,
die durch den Käfig verläuft, und diese Gerade auf einen Punkt im
Käfig. Damit gelangt der Löwe in den Käfig.
Die topologische Methode
Der Löwe kann topologisch als Torus aufgefaßt werden. Man
transportiere die Wüste in den vierdimensionalen Raum. Nun ist es
möglich, die Wüste so zu falten, daß der Löwe beim
Rücktransport in den dreidimensionalen Raum verknotet ist. Dann ist er
hilflos und kann ohne Mühe gefangen werden.
Die stochastische Methode
Man benötigt dazu ein Laplacerad, einige Würfel und eine
Gauß'sche Glocke. Mit dem Laplacerad fährt man in die Wüste
und wirft mit den Würfeln nach dem Löwen. Kommt er dann
wutschnaubend angerannt, stülpe man die Gauß'sche Glocke über
ihn. Damit ist er mit der Wahrscheinlichkeit 1 gefangen.
Die Newtonsche Methode
Käfig und Löwe ziehen sich durch die Gravitation an. Bei
Vernachlässigung der Reibung wird der Löwe früher oder
später im Käfig landen.
Die Heisenberg-Methode
Ort und Geschwindigkeit eines bewegten Löwen lassen sich nicht
gleichzeitig bestimmen. Da bewegte Löwen in der Wüste keinen
physikalisch sinnvollen Ort einnehmen, eignen sie sich nicht zur Jagd.
Die Löwenjagd kann sich demnach nur auf ruhende Löwen
beschränken. Das Fangen eines ruhenden, bewegungslosen Löwen
wird dem Leser als Übungsaufgabe überlassen.
Die Schrödinger-Methode
Die Wahrscheinlichkeit, zu einem beliebigen Zeitpunkt einen Löwen im
Käfig zu finden, ist größer als Null.
Man setze sich hin und warte.
Die Methode nach Einstein
Man überfliege die Wüste mit annähernd Lichtgeschwindigkeit.
Durch die relativistische Längenkontraktion wird der Löwe flach
wie Papier. Man greife ihn, rolle ihn zusammen und mache ein Gummiband
herum.
Die experimentalphysikalische Methode
Man nehme eine semipermiable Membran, die alles außer Löwen
durchläßt und siebe damit die Wüste durch.
Die funktionalanalytische Methode
Die Wüste ist ein separabler Raum. Er enthält daher eine
abzählbare dichte Menge, aus der eine Folge ausgewählt werden
kann, die gegen den Löwen konvergiert. Mit einem Käfig auf dem
Rücken springen wir von Punkt zu Punkt dieser Folge und nähern
uns so dem Löwen beliebig genau.
Die Peano-Methode
Man konstruiere eine Peano-Kurve durch die Wüste, also eine stetige
Kurve, die durch jeden Punkt der Wüste geht. Es ist gezeigt worden,
daß man eine solche Kurve in beliebig kurzer Zeit durchlaufen kann.
Mit dem Käfig unter dem Arm durchlaufe man die Kurve in kürzerer
Zeit, als der Löwe benötigt, um sich um seine Länge
fortzubewegen.
Die mengentheoretische Methode
Die Punkte der Wüste lassen sich wohlordnen. Ausgehend vom kleinsten
Element erwischt man den Löwen durch transfinite Induktion.
Die Bolzano-Weierstraß-Methode
Wir halbieren die Wüste in Nord-Süd-Richtung durch einen Zaun.
Dann ist der Löwe entweder in der westlichen oder in der östlichen
Hälfte. Wir wollen annehmen, daß er in der westlichen Hälfte
ist. Daraufhin halbieren wir diesen westlichen Teil durch einen Zaun in
Ost-West-Richtung. Der Löwe ist entweder im nördlichen oder im
südlichen Teil. Wir nehmen an, er ist im nördlichen. Auf diese
Weise fahren wir fort. Die Fläche der Teile, die bei diesem Verfahren
entstehen, strebt gegen Null. Auf diese Weise wird der Löwe
schließlich von einem Zaun beliebig kleiner Länge eingegrenzt.
Methode der Informatiker
führe folgenden Algorithmus aus (Pseudocode):
begin {
Gehe zur Wüste
Beginne am südlichsten Punkt der Wüste
Durchkreuze die Wüste von Süden nach Norden bidirektional in Ost-West-Richtung
Für jedes Durchkreuzen tue {
Geh einen Schritt weiter nach Norden
Fange jedes Tier, das Du siehst
Vergleiche jedes gefangene Tier mit einem als Löwe bekanntem Tier
Halte an bei Übereinstimmung
}
}
Wie der Algorithmus dann umgesetzt wird, hängt großteils
von der verwendeten Programmiersprache ab:
- Erfahrene Programmierer
- setzen ein als Löwe bekanntes Tier nach Kairo, damit das
Programm in jedem Fall korrekt endet
- Assembler-Programmierer
- verwenden den Algorithmus auf Händen und Knien
- SQL-Programmierer
- verwenden folgenden Ausdruck: SELECT Löwe FROM WUESTE
- Natural-Programmierer
- Lassen sich von ADABAS einen Löwen bringen
- Logo-Programmierer
- reiten auf einer Schildkröte durch die Wüste
- COBOL-Programmierer
- tun dies auf einem Dinosaurier
- BASIC-Programmierer
- bevorzugen einen mit Samt ausgeschlagenen Einspänner, bei dem die
Bremsen ständig angezogen sind
- C-Programmierer
- bestimmen zuerst mit sizeof() die nötige Speichermenge
für einen Löwen, versuchen diese zu allozieren, vergessen
dabei das Ergebnis zu überprüfen und schießen dann
mit Pointern auf den Löwen
- C++-Programmierer
- bestehen darauf, daß der Löwe eine Klasse ist und somit
seine Fang-Methode selbst mitzubringen hat
- Pascal-Programmierer
- markieren zuerst einen Punkt auf der Landkarte, schreiben dann
END davor und träumen davon, daß Nikolaus Wirth
von einem Löwen gefressen wird
- Modula-Programmierer
- importieren einen Löwen aus/von einem Zoo
- LISP-Programmierer
- bauen einen Irrgarten aus Klammern und hoffen, daß sich der
Löwe darin verirrt
- Windows-NT-Programmierer
- schießen mit völlig ungeeigneten Gewehren in die
völlig falsche Richtung und erklären dann, daß der
Fehler am Löwen liegen muß
- Windows 95-Programmierer
- tun dasselbe, nur mit Pfeil und Bogen
- Microsoft
- kauft einen Löwen aus einem Zoo in Seattle, kopiert in massenhaft
und redet aller Welt ein, daß jeder einen braucht und daß
ein Löwe die ideale Ergänzung zu MS Office ist
Ingenieurtechnische Methode
Gehe in die Wüste und jage jedes Tier mit einem Schwanz;
nimm an, daß es sich um einen Löwen handelt, wenn sich das
Gewicht nicht mehr als 15% vom zuletzt gefangenen Löwen abweicht
Eine nichtmathematische Methode
Benötigte Utensilien:
Ein Liegestuhl, ein Fernglas, ein fades Buch, eine Zündholzschachtel
und eine Pinzette.
Vorgangsweise:
Man gehe in die Wüste und lege sich mit dem faden Buch auf den
Liegestuhl und beginne, dieses zu lesen.
Da das Buch fad ist, schläft man ein.
Nun kommt ein Löwe, (schaut blöd) und beginnt das fade Buch zu
lesen. Auch der Löwe schläft ein …
Man wacht vor dem Löwen auf, denn man ist ja auch vorher eingeschlafen
und findet daher den schlafenden Löwen vor.
Nun betrachte man den Löwen, indem man verkehrt durch das Fernglas
schaut. Der Löwe ist sehr klein.
Jetzt braucht man nur mehr mithilfe der Pinzette den sehr kleinen
Löwen in die Zündholzschachtel geben, fertig!
Mittelwert und Streuung
Ein Mensch, der von Statistik hört,
denkt dabei nur an Mittelwert.
Er glaubt nicht dran und ist dagegen,
ein Beispiel soll es gleich belegen:
Ein Jäger auf der Entenjagd
hat einen ersten Schuß gewagt.
Der Schuß, zu hastig aus dem Rohr,
lag eine gute Handbreit' vor.
Der zweite Schuß mit lautem Krach
lag eine gute Handbreit' nach.
Der Jäger spricht ganz unbeschwert
voll Glauben an den Mittelwert:
Statistisch ist die Ente tot!
Doch wär er klug und nähme Schrot
- dies sei gesagt ihn zu belehren -
er würde seine Chancen mehren:
Der Schuß geht ab, die Ente stürzt,
weil Streuung ihr das Leben kürzt!
P.H. List
Professor für Pharmazeutische Technologie
Marburg a.d. Lahn
Programmierung
Ein Programm, das beim ersten Test reibungslos abläuft, ist falsch
oder der Test war schlecht!
Die Zeit T für die Fertigstellung eines Programms ist gegeben durch:
Das ist ein interessantes Analogon zu |
Ich brauche irgendeine Rechtfertigung für die Publikation |
Dies ist für die Anwendung interessant |
s.o. |
Die Deatils seien dem Leser überlassen |
Ich bringe sie nicht zusammen |
Der Rest ist trivial |
Ich weiß nicht mehr weiter |
Das Problem ist schwierig |
Ich weiß die Antwort nicht |
Das Problem ist leicht |
Ich weiß die Antwort |
o.B.d.A. (ohne Beschränkung der Allgemeinheit) |
Wir behandeln nur einen besonders leichten Fall |
Wir bringen etwa diesen Teil des Beweises |
Das ist der einzige, den ich zusammenbringe |
Der Beweis von X ist genial |
Ich verstehe ihn |
Der Beweis von X ist interessant |
Ich verstehe ihn nicht |
Der Leser wird bemerkt haben |
Hoffentlich hat's niemand bemerkt |
Der Beweis geschieht durch direktes Nachrechnen |
Ich habe meine Unterlagen verloren |
Der Satz ist wohlbekannt |
Ich finde das Literaturzitat nicht |
Es wird noch viel Arbeit notwendig sein,
bis alle Fragen geklärt sind |
Ich verstehe es nicht |
Es gibt noch keine zusammenfassende Arbeit darüber |
Auch die anderen verstehen es nicht |
Es ist zu hoffen, daß diese Arbeit weitere Untersuchungen
auf diesem Gebiet anregen wird |
Diese Arbeit ist schwach, aber alle anderen Arbeiten auf diesem
blöden Gebiet sind es auch |
Das ist von großer theoretischer und praktischer Bedeutung |
Es interessiert mich |
Man mag einwenden, daß |
Ich habe auf diesen Einwand eine so gute Antwort,
daß ich ihn jetzt erheben werde |
Der Größenordnung nach richtig |
Falsch |
Objektiv |
Meine Ansicht |
Subjektiv |
Die Ansicht der anderen |